Rositta Kärmer: „Schafft endlich eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik“ – zur Resolution „Hilfe für Moria, Aufnahme von notleidenden Schutzsuchenden Haltung zeigen und Hilfe leisten – mit Herz und Verstand

Rositta Krämer

Demokratie in der Krise?

 

Die dringendste aller Fragen um den Erhalt der Demokratie ist für mich die Vertrauensfrage. Wem kann man trauen und wem nicht? – Ich traue niemandem, der Sozialneid und Sündenbockmentalität schürt. Ich traue keiner Verschwörungstheorie, weil jede im Antisemitismus gipfelt, und ich traue keiner einfachen Lösung. Ich traue keinem, der von sich behauptet, der „Auserwählte Gottes“ zu sein, siehe Trump. Das Gemeinwesen braucht keine Helden und Einzelkämpfer, es braucht viele vernünftige Köpfe und mitmenschliche Herzen. Demokratie misst sich am Umgang mit den Schwachen im eigenen Land und weltweit. Ich traue niemandem, der anderen ihr Glück und Auskommen missgönnt. Ich traue den Demokratien nicht, die sich um die Schwachen nicht kümmern, siehe Ungarn und Polen.

 

Wir von der SPD-Kreistagsfraktion appellieren an die Europäische Gemeinschaft: Schafft endlich eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik und beendet das System der Unverantwortlichkeit. Im griechischen Flüchtlingslager Moria herrschten unsägliche Zustände. Nun ist es abgebrannt. Etwa 4000 Kinder und 8000 Erwachsene lebten in einem Lager, das für 3000 ausgelegt war. Wir wissen alle darum. Im Moment hausen 3000 aus Moria in einem neuen Lager, mit einer einzigen Toilette, kaum Trinkwasser, Hygiene in Corona-Zeiten unmöglich. Und sie hungern. Die Selbstmordrate unter Kindern ist hoch.

 

Wir dürfen nicht wegschauen. Es genügt nicht, 400 unbegleitete Kinder in Europa aufzuteilen. Im Gegenteil: Schämen wir uns nicht?

 

Ich bitte Sie, schließen Sie sich unserer Resolution an. Geben Sie europäischen Rechtspopulisten so wie denen im eigenen Umfeld keinen Raum für ihr menschenfeindliches Gebrüll. Die Qualität unseres Gemeinwesens hängt von der Qualität ab, wie wir Einzelnen es mitgestalten und zulassen. Da bliebe Manches besser ungesagt und ungeschehen und das nicht bloß in der Politik.