Dr. Daniela Sommer: Ein zusätzliches Konzept zur Nachmittagsbetreuung würde neben den jetzt schon unterschiedlichen Varianten, noch mehr Durcheinander stiften – zum Antrag: Entwicklung eines zusätzlichen Konzepts zur Nachmittagsbetreuung schulpflichtiger Kinder ergänzend zum „Pakt für den Nachmittag“

 

Beim „Pakt für den Nachmittag“ stellt das Land von 7.30 Uhr bis 14.30 Uhr die Lehrer für die Betreuung zur Verfügung, ab 14:30- 17 h übernimmt die Kommune die Organisation. So soll der Bedarf an Betreuungsplätzen gedeckt werden. Das Angebot erstreckt sich auf Grundschulen und Grundstufen von Förderschulen. Die Teilnahme daran ist freiwillig. Also die Wahlfreiheit, die die AfD-Fraktion Antrag fordert, gibt es bereits. Auch jede Schule kann für sich entscheiden, ob sie den Pakt haben will und welche Betreuung sie anbietet.

Zehn Grundschulen im Kreis sind im „Pakt“ und bieten Betreuung und Ferienbetreuung an. 232 Kindern nutzen sie. Pakt-Schulen sind keine Ganztagsschulen, sondern lediglich Schulen mit nachmittägigen Angeboten im Gegensatz zu Ganztagsschulen mit entsprechenden Fördermöglichkeiten.

Ein zusätzliches Konzept zur Nachmittagsbetreuung – wie von der AfD gefordert-, würde neben den jetzt schon unterschiedlichen Varianten, noch mehr Durcheinander stiften.

DENN: Insgesamt bieten in Waldeck-Frankenberg 42 von 55 allgemeinbildenden Schulen eine Betreuung oder auch Ganztagsangebote an oder sie gelten als Ganztagsschule.

Das heißt: Es gibt schon längst Betreuungskonzepte, die sich bewährt haben.

Sicherlich ist es sinnvoll nochmal zu schauen, was bringt der Pakt und welchen Bedarf am Ausbau der Ganztagsschulen bzw. des Ganztagsangebotes haben wir noch.

Denn gerade der Ausbau des Ganztagsangebots ist wichtig für eine Qualitätssteigerung des Unterrichts, um durch das Verteilen von Lernangeboten auf Vor- und Nachmittage, durch eine neue und sinnvolle Rhythmisierung von Zeiten, gemeinsam sowie individuell lernen, aber auch Hausaufgaben machen zu können.

Mit einer solchen Rhythmisierung – so zeigen es zahlreiche Studien – würde auch für mehr Chancengleichheit gesorgt, da der Lernerfolg nicht von der Förderung und Begleitung des Elternhauses abhängt, sondern alle Kinder gleichermaßen erreicht.

Dies steht ein stückweit diametral zu Ihrem Vorschlag, Kinder zu Hause zu betreuen – was ja ohnehin möglich ist – oft aber nicht die Familienrealität widerspiegelt, in der Fam. und Beruf vereinbart werden müssen (schon wegen wirtschaftlicher Stabilität der Fam.) und eine Betreuung wesentlich ist.

Und nicht jede Familie kann leisten, die Kinder passgenau zu fördern. Nicht jedes Kind kann nach Ihren Vorstellungen teilhaben und optimale Möglichkeiten erhalten. Wir wollen, dass alle Kinder teilhaben können, egal wie dick das Portemonnaie der Eltern ist, jedes Kind soll die Chance haben, das Beste aus seinem Leben zu machen!

Wichtiger wäre, statt noch ein zusätzliches Konzept zu erstellen, die bisherigen Angebote gut auszustatten und beim Ausbau zu unterstützen sowie gute räumliche und sächliche Voraussetzungen für diese Bildungs- und Betreuungsangebote sicherzustellen.

Und es wäre wichtig, dass sich alle die Betreuung leisten können. Bisher ist es beim Pakt für den Nachmittag so, das teilweise für die Betreuung nach 14:30 h gezahlt werden muss – auch in Waldeck-Frankenberg wurden Kostenentgelte festgesetzt. Auch hier gibt es Familien, die sich die Teilnahme an der Betreuung ggf. nicht leisten können, sie sich aber wünschen.

Dem ifo-Bildungsbarometer zufolge wünschen sich mehr als die Hälfte aller Eltern verbindliche Ganztagsschulen. Statt quasi nur das Betreuungsangebot sukzessive zu erweitern oder ein von ihnen gefordertes zusätzliches Konzept in Auftrag zu geben, sollten die zur Verfügung stehenden Mittel vermehrt in den Ausbau von Ganztagsschulen fließen. Hessen liegt im Ländervergleich noch immer auf dem letzten Platz und hat hier einen echten Nachholbedarf.

Der Antrag der AfD-Fraktion ist nicht zielführend, denn einerseits gibt es verschiedene Betreuungsangebote, zweitens ist der Pakt freiwillig, also Wahlfreiheit besteht ohnehin unumstritten und drittens wäre eine verlässliche Betreuung mit dem Ausbau der Ganztagschulen zu erreichen und würde für die Kinder mehr Chancengleichheit ermöglichen.

Wir lehnen Ihren Antrag aus diesen Gründen ab!

Meine Damen und Herren, wir brauchen kein zusätzliches Konzept für die Nachmittagsbetreuung, um damit einen Flickenteppich an verschiedenen Betreuungsangeboten zu knüpfen!