Klartext auf dem Roten Sofa: SPD-Talkrunde mit Thomas Schwarze und Jutta Kahler

Thomas Schwarze ist Schulleiter einer großen Gesamtschule in Wiesbaden-Biebrich und soll nach dem Willen der SPD der nächste hessische Kultusminister werden. Gemeinsam mit der SPD-Landtagskandidatin Jutta Kahler saß er im Bad Arolser Jugendzentrum „Come IN“ auf dem roten Sofa. Zum Thema „Gute Schulen braucht das Land“ stellten Schwarze und Kahler ihre bildungspolitischen Perspektiven vor.

Auf dem roten Sofa der SPD Bad Arolsen: Jutta Kahler (Landtagskandiadatin und Thomas Schwarze (Designierter SPD Kultusminister)

„Die Lehrerversorgung, besonders in Grund- und Förderschule, wird in den nächsten Jahren ein Hauptproblem der Schulen sein, das sieht auch die Kultusministerkonferenz so“, erklärte Thomas Schwarze.  Wenn der Lehrerberuf für junge Menschen erstrebenswert sein soll, dann muss er auch attraktiver werden. Schwarze kündigte an, alle derzeit befristeten Lehraufträge zu entfristen, so Arbeitslosigkeit während der großen Ferien abzuschaffen und als Sofortmaßnahme die Besoldung der Grundschullehrer auf A13 zu erhöhen. Außerdem solle jeder Junglehrer nach den Ersten Staatsexamen sofort eine Referendarstelle bekommen und nicht ein bis zwei Jahre warten müssen. Gerade in dieser Zeit wandern viele Junglehrer ab oder orientieren sich um.

Jutta Kahler hob hervor, dass sie in ihren Gesprächen mit Lehrkräften bemerkt hat, dass auch die fehlende Anerkennung und Wertschätzung ein Problem sind. Lehrer tragen Verantwortung für eine der wichtigsten Ressourcen unserer Gesellschaft, der Bildung und das muss gewürdigt werden. Und auch die soziale Verantwortung und die Nähe zu ihren Schülern. Es gibt viele Lehrkräfte die dafür sorgen, dass alle Kinder in der HSchule ein Frühstück haben, auch wenn von zu Hause nichts mitgebracht wird.

Moderatorin Hedwig Konn-Vetterlein stellte das Anliegen einer Kollegin vor, die ihr Kind zum nächsten Schuljahr gern in Landau einschulen würde, aber Angst hat, dass der Schulstandort bedroht ist. Die klare Antwort von Thomas Schwarze: Grundsätzlich entscheidet der Landkreis über den Schulstandort, als Kultusminister werde er aber sicherstellen, dass die personelle Zuweisung von Land auch dann erfolgt, wenn Kinder klassenübergreifend in zwei oder nur einer Klasse unterrichtet werden.

Zum dreigliedrigen Schulsystem, das ja eigentlich ein viergliedriges sei, die Förderschulen dürften nicht vergessen werden, habe er als Gesamtschulleiter eine eindeutige Meinung, erklärte Thomas Schwarze. Aber Bildungspolitik dürfe nicht gegen die Betroffenen Schüler, Eltern und Lehrer gemacht werden und deshalb gehe er davon aus, dass mittelfristig nach der Grundschule neben Gesamtschule und Mittelstufenschule auch das Gymnasium existieren wird.

Auch zu den Themen Inklusion, Ganztagsschule, notwendige Sozialarbeit an Schulen und Digitalisierung bezog Schwarze eindeutig Position.

Gegen die AfD-Pläne, auch in Hessen eine Internetplattform zur Denunziation von Lehrkräften zu installieren, werde er als verantwortlicher Minister gezielt vorgehen, versprach der Schulleiter.

Als Fazit der Talkrunde formulierte Eberhard Eckhardt: „Es wäre aus unserer Sicht wünschenswert, wenn nach all dem bisherigen juristischen Sachverstand an der Spitze des hessischen Kultusministeriums der neue Minister ein Fachmann in Sachen Schule, Pädagogik und Bildung wäre!“