Rositta Krämer: SPD-Fraktion lehnt die Resolution der AfD-Fraktion entschieden ab und fragt sich, was ein Kreistag mit Lehrplänen zu tun hat.

Rositta Krämer

Die Kreistagsfraktionen haben sich dazu entschlossen der AfD-Fraktion im Kreistag keine Plattform zu ihren Wertevorstellungen zu geben. Aber die SPD-Kreistagsfraktion bezieht mit folgenden Beitrag Stellung zu dem Resolutionsantrag, der im Kreistag, am 16.04.2018, entschieden abgelehnt wurde.

Schulische Sexualerziehung zielt ab auf:

„Sprach- und Kommunikationsfähigkeit, fachlich fundiertes Wissen und die Entwicklung einer Haltung, die sich an der Würde des Menschen orientiert.“ So das Hessische Kultusministerium im Lehrplan „Sexualerziehung für allgemeinbildende und berufliche Schulen“ im August 2016. Wertschätzung durch Wissensvermittlung ist ein weiteres Ziel, und dass Kinder lernen, Nein zu sagen. Denn die beste Prävention gegen Missbrauch ist Aufklärung. Aufklärung auf der Straße (wie früher) ist keine Alternative zur schulischen Sexualerziehung. Wer den Lehrplan gründlich durchliest, kann nichts dagegen haben.

Der Unterricht wird altersspezifisch durchgeführt. Für 13-16-Jährige natürlich mit anderen Schwerpunkten als für 6-10-Jährige und immer unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten. Wer meint, es würden Sexualpraktiken unterrichtet, der geht an dieses Thema mit seiner eigenen Fantasie heran, und die entspricht nicht der Sexualität eines Kindes. Die ist geprägt von jahrelanger Erfahrung und zuweilen schmutziger Erwachsenenfantasie, wie sie bei Pädophilen vorkommt, aber nicht bei Kindern. Also: Vorsicht. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.

Die AfD-Fraktion des Landkreises Waldeck-Frankenberg dokumentiert in der vorliegenden Resolution bloß ihre moralische Entrüstung über den angeblichen Werteverlust von Ehe und Familie und schart die Gegner schulischer Sexualerziehung um sich. Für besonders anstößig gilt in diesen Kreisen, dass den Kindern und Jugendlichen die „Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans-und intersexuellen Menschen“ nahegebracht wird. Der Begriff „Akzeptanz“ solle durch den Begriff „Toleranz“ ersetzt werden. Wenn ich die Diskussionen im Internet richtig verfolgt habe, dann geht es letztlich bloß um diese beiden Begriffe.

Gegner der neue Richtlinie sind: Katholiken, Charismatiker, evangelikale Gruppen und „Demo für alle“ (welche die AfD, die NPD und die rechtsextremen Organisationen „Der dritte Weg“ unterstützt).

In ihrem Resolutionsantrag fordert die AfD zudem  „Aufklären über Zwangsehe, Kinderehen und Vielehen“. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! Dieses Papier steht auf den beiden wichtigsten Pfeilern der AfD-Ideologie: Moralische Entrüstung und Islamphobie. Denn die Erwähnung von „Zwangsehen, Kinderehen und Vielehen“  zielt zweifelsohne auf Muslime in Deutschland ab.

Abschließend sei gesagt: Die SPD-Fraktion lehnt diese Resolution entschieden ab und fragt sich, was ein Kreistag mit Lehrplänen zu tun hat.